18.09.2020
Umwelt
Stromerzeugung
Die Stromerzeugung im Land Brandenburg wird durch Braunkohlekraftwerke in der Lausitz dominiert. Mit dem Kohleausstieg wird sie sich in den kommenden Jahren jedoch maßgeblich ändern.
Zwischen 1990 und 1997 sank die Stromerzeugung, bevor im Kraftwerk „Schwarze Pumpe“ neue Kraftwerksblöcke in Betrieb genommen wurden. Seit 1999 liegt die Nettostromerzeugung relativ konstant bei 35 000 Gigawattstunden (GWh). Einzig im Jahr 2009, während der Finanzmarktkrise, erreichte die Erzeugung einen Tiefstand bei circa 32 000 GWh. Mit der Überführung der Blöcke E und F des Kraftwerks „Jänschwalde“ in Sicherheitsbereitschaft in den Jahren 2018 und 2019 wurden im letzten Berichtsjahr 28 500 GWh Strom erzeugt. Damit lag die Erzeugung der Kraftwerke auf dem niedrigsten Stand seit 1997.
Erneuerbare Energieträger wie Windkraft und Photovoltaik haben unterdessen einen erheblichen Anteil an der Gesamtstromerzeugung und werden im Land Brandenburg stetig ausgebaut. Neben der Neuinstallation von Anlagen, wobei die Anlagenleistung bei Neuinstallationen im Vergleich zu früher höher liegt, werden diese auch technisch erweitert („Repowering“). Dies führt zu steigenden durchschnittlichen Leistungen pro Anlage.
Mit der Einführung des Energiestatistikgesetzes¹ können seit 2003 erstmals auch Daten zur Stromeinspeisung aus Windkraft und Photovoltaik erfasst werden. Während die Windkraft bereits im Jahr 2003 circa 2000 GWh in das Brandenburger Stromnetz einspeiste, sind bei der Photovoltaik erst ab dem Berichtsjahr 2010 markante Werte zu erkennen. Im Jahr 2003 betrug die Gesamtleistung der 1 531 Windkraft- anlagen 1 808 Megawatt (entspricht 1,2 Megawatt pro Anlage). 2019 wurden insgesamt 3 856 Windkraftanlagen mit 7 268 Megawatt Gesamtleistung registriert. Das entspricht einer Leistung von 1,9 Megawatt pro Anlage. Im Jahr 2019 wurde mit 48 neu installierten Windkraftanlagen der geringste Zubau seit Beginn der Statistik aufgezeichnet. Die Stromeinspeisung aus Windkraftanlagen betrug im Jahr 2019 insgesamt 12 554 GWh und hatte somit einen Anteil von 26,7 % an der Gesamteinspeisung aller Anlagen (46 961 GWh).
Um unterschiedliche Erzeugungseinheiten (konventionelle Kraftwerke, Windkraftanlagen) bezüglich deren Auslastung miteinander vergleichen zu können, kann die relative Volllast-Nutzung (Jahresnutzungsgrad) herangezogen werden. Hierfür wird die Stromeinspeisung aus Windkraft (12 554 GWh) in das Verhältnis zur Nettonennleistung gesetzt; es resultieren die jährlichen Volllaststunden (für 2019: 1 727 Stunden). Im Verhältnis zu den Jahresstunden (8 760 Stunden) entspricht das einem Jahresnutzungsgrad von circa 20 %. Das heißt, dass der Be- trieb der Windkraftanlagen in Brandenburg zu circa einem Fünftel des Jahres unter Volllast läuft. Konventionelle Kraftwerke erreichen durch einen stetigen Betrieb (Grundlastkraftwerke) deutlich höhere Jahresnutzungsgrade (vgl. Braunkohle 64 % in 2019).
Während der jährliche Zubau der Windkraftanlagen sich verlangsamt, nimmt die Anlagenanzahl der Photovoltaik seit 2003 stetig zu. Im Jahr 2019 wurden in Brandenburg 38 913 Photovoltaik-Anlagen gemeldet. Ihre Nettonennleistung betrug 3 822 Megawatt, was einem Anteil von 22 % der eingespeisten Gesamtleistung entspricht. Seit 2014 ist ein gedämpfter Zubau und somit eine langsame Zunahme der Nettonennleistung zu beobachten. Die Stromeinspeisung aus Photovoltaik-Anlagen betrug 2019 3 633 GWh (Anteil an der Gesamtstromeinspeisung: 7,7 %). Der Jahresnutzungsgrad für 2019 lag mit einer Stromeinspeisung von 3 633 Megawattstunden bei circa 11 %. Der Jahresnutzungsgrad kann nicht ohne weiteres gesteigert werden, da er je Anlagenart technisch bedingt ist und von äußeren Einflüssen abhängt. Um die Stromerzeugung aus Braunkohle in Brandenburg in Zukunft annähernd ersetzen zu können, muss somit die Leistung der erneuerbaren Energien deutlich erhöht werden.
Der Indikator zeigt die Struktur der Stromeinspeisung für unterschiedliche Energieträger und Anlagenarten im Land Brandenburg. Es werden Daten der Erhebung der Kraftwerke der allgemeinen Versorgung ab einem Megawatt (elektrisch) sowie der Monatserhebung der Stromnetzbetreiber verwendet. Der bisherige Ausbau der erneuerbaren Energien kann anhand der zunehmenden Stromeinspeisung beobachtet werden.
Der Artikel ist Teil der Jubiläumsausgabe „30 Jahre Brandenburg im Spiegel der amtlichen Statistik“ der Zeitschrift für amtliche Statistik Berlin Brandenburg, die im September 2020 erschien.