Je nachdem, in welche Tabelle man schaut, zeigt die Statistik für ein und denselben Beruf ganz unterschiedliche Verdienste. Wie kann das sein? Ein Unterschied entsteht durch die Auswertung nach Beruf und Wirtschaftszweig: Während die Berufstabelle die konkrete Tätigkeit unabhängig vom Arbeitsumfeld betrachtet, zeigt die Wirtschaftszweig-Tabelle die Verdienststruktur der gesamten Branche. Wir erklären, warum beide Ansätze wichtig sind und wann welcher Wert zählt.

Eine Köchin in einer Berliner Kita möchte ihren Verdienst im Jahr 2024 mit dem Verdienst anderer Fachkräfte vergleichen. Doch je nachdem, in welche Tabelle sie beim Amt für Statistik Berlin-Brandenburg schaut, verdiente sie 2024 als Vollzeitfachkraft einmal 3.009 EUR pro Monat und ein anderes Mal 3.971 EUR.

Die Grundlage für diese scheinbar widersprüchlichen Zahlen ist die Frage, wie die Daten analysiert werden. Wird die Tätigkeit nach dem Beruf eingeordnet, betrachtet die Statistik ihre Tätigkeit als Köchin unabhängig davon, in welchem Umfeld sie arbeitet. Durchschnittlich verdienten Köchinnen 2024 in Berlin 3.009 EUR monatlich – egal, ob sie in Restaurants, Kantinen, Hotels oder Kindergärten tätig waren.

Bei der Auswertung nach Wirtschaftszweigen steht hingegen die Branche ihres Arbeitgebers im Mittelpunkt. In diesem konkreten Fall also der Wirtschaftszweig „Erziehung und Unterricht“ in der Wirtschaftsgruppe „Kindergärten und Vorschulen“. Hier liegt der durchschnittliche Verdienst einer weiblichen Vollzeitkraft mit 3.971 EUR deutlich höher, da alle Berufe in diesem Zweig einbezogen werden – von Erzieherinnen über Verwaltungsangestellte bis hin zu Köchinnen. Verdienste in dieser Branche sind häufig an öffentliche Tarifverträge gebunden, was das Niveau hebt.

Die Wahl des richtigen Blickwinkels hängt davon ab, welche Frage beantwortet werden soll. Will jemand wissen, wie hoch die Löhne eines Berufs generell sind, gibt die Auswertung nach „Beruf“ die besten Antworten. Sie zeigt, was Menschen mit vergleichbaren Tätigkeiten – unabhängig vom Arbeitsumfeld – verdienen.

Interessiert man sich hingegen für die Verdienststruktur einer bestimmten Branche, etwa um die Attraktivität eines Arbeitsumfelds zu vergleichen, ist die Betrachtung nach „Wirtschaftszweig“ sinnvoller. Sie vermittelt, welche Verdienste in einem bestimmten Bereich typisch sind und berücksichtigt dabei auch die Tarifbedingungen oder die Verteilung der Berufe innerhalb der Branche.

Ein Beispiel: Wer sich fragt, wie hoch das Einkommen einer Bürokraft ist, sollte die Auswertung nach „Beruf“ wählen. Geht es jedoch darum, ob Bürojobs im Gesundheitswesen besser bezahlt sind als in der Logistik, ist die Betrachtung nach „Wirtschaftszweig“ hilfreich.

Die Verdiensterhebung zeigt, wie unterschiedlich ein und dieselbe Tätigkeit bewertet werden kann – je nachdem, ob der Beruf oder der Wirtschaftszweig betrachtet wird. Für unsere Köchin erklärt sich der Verdienstunterschied genau aus diesem Perspektivwechsel: Während ihr Beruf als Köchin eher niedrige Durchschnittsverdienste aufweist, hebt ihr Wirtschaftszweig "Erziehung und Unterricht" durch tariflich geregelte Löhne und andere Tätigkeitsfelder den Verdienst deutlich an.

Statistiken bieten Orientierung im Datendschungel, wenn man versteht, wie sie zustande kommen. Wir helfen dabei, die passenden Zahl für ihre Fragestellung zu finden – und sorgen so dafür, dass die Daten richtig verwendet werden. 

Methodischer Hinweis: Bei den Monatsverdiensten handelt es sich um Bruttomonatsverdienste ohne Sonderzahlungen im Referenzmonat April.