In der amtlichen Statistik werden derzeit drei Konzepte zur Messung von Armut verwendet. Von bekämpfter Armut wird bei Personen gesprochen, die so niedrige Alterseinkünfte beziehen, dass sie nach einer Bedürftigkeitsprüfung ihres Haushalts einschließlich der Vermögenslage Leistungen der Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung nach dem Zwölften Sozialgesetzbuch (SGB XII) beziehen. Die Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung gehört zusammen mit der Grundsicherung für Erwerbsfähige nach dem SGB II („Hartz IV“), der Sozialhilfe nach dem SGB XII und den Asylbewerberleistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz zu den sogenannten Mindestsicherungsleistungen. Stellen leistungsberechtigte Personen den Antrag auf eine Mindestsicherungsleistung nicht, wird von verdeckter Armut, bei Personen über 65 Jahren von verdeckter Altersarmut gesprochen. Nach einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) nehmen in Deutschland rund 60 % der Leistungsberechtigten das Antragsverfahren zur Grundsicherung im Alter nicht auf sich und sind damit dem Dunkelfeld der verdeckten Altersarmut zuzurechnen.
Die individuelle Armutsgefährdung ist eine Kennziffer, die die materielle Teilhabemöglichkeit an den in einer Gesellschaft üblichen Errungenschaften beschreibt. Sie ist relativ, denn sie wird anhand des mittleren bedarfsgewichteten Pro-Kopf-Einkommens in einer Region – beispielsweise in den Ländern Berlin und Brandenburg oder auf Bundesebene – ermittelt. Personen, deren bedarfsgewichtetes Pro-Kopf-Einkommen unterhalb von 60 % des mittleren Einkommens in der betreffenden Region liegt, sind armutsgefährdet. Liegt das Einkommen unterhalb von 50 %, wird von Armut gesprochen.
Die Armutsgefährdung ist wiederum einer von drei Bestandteilen des AROPE-Indikators der Europäischen Union. Der Indikator soll Armut und soziale Ausgrenzung mehrdimensional erfassen und ist positiv, sobald nur einer der drei Teilindikatoren erfüllt ist. Der zweite Bestandteil des AROPE-Indikators ist die materielle Deprivation. Materiell depriviert ist ein Haushalt, der aus finanziellen Gründen auf mindestens drei von neun Gütern (beispielsweise einwöchiger Urlaub im Jahr, Waschmaschine, regelmäßige hochwertige Mahlzeiten) verzichten muss oder Rechnungen nicht bezahlen kann. Der dritte Bestandteil des AROPE-Indikators ist das Ausmaß der Arbeitsmarktteilnahme eines Haushalts – dieser Aspekt ist bei einer Betrachtung von Altersarmut nicht relevant. Der AROPE-Indikator ist zum aktuellen Zeitpunkt nicht auf Landesebene verfügbar. Je nach betrachtetem Indikator – Mindestsicherung, Armutsgefährdung oder AROPE – fällt die Anzahl der betroffenen Personen unterschiedlich aus.